Jacob Cornelisz. van Oostsanen

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Jacob Cornelisz. van Oostsanen, Selbstporträt, 1533, Rijksmuseum Amsterdam
Jacob Cornelisz. van Oostsanen: Salome, 1524
Jacob Cornelisz. van Oostsanen, Noli me tangere (Christus als Gärtner), 1507
Jacob Cornelisz. van Oostsanen, Saul und die Frau (Hexe) von Endor, 1526

Jacob Cornelisz. van Oostsanen, auch Jacob Cornelisz. van Amsterdam[1], (* vor 1470 vermutlich in Oostsanen; † 1533 vermutlich in Amsterdam) war ein niederländischer Maler und Holzschnittmeister zum Ende der Spätgotik. Er kann als einer der letzten Vertreter traditioneller Malweise vor der Übernahme neuer Stilelemente der Renaissance in die Malerei des Nordens der Niederlande gelten. Cornelisz. ist die Kurzform für Corneliszoon, was übersetzt Sohn des Cornelis bedeutet. Die dann angefügten geographischen Herkunftsdaten sind ein späteres Epithet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Leben des Jacob Cornelisz. ist wenig bekannt, er wird jedoch in einem Buch von 1604 mit Biographien bekannter Maler aufgeführt.[2] Vermutlich stammte er aus der kleinen Gemeinde Oostzaan im Norden der Niederlande zwischen Amsterdam und Zaandam.[3] 1505 ist sein Name im Verzeichnis der Lukasgilde von Amsterdam zu finden. Sein Schaffen umfasst Holzschnitte, wie eine bekannte Illustration einer Passion Christi und Gemälde in Öl. Die genannte Biographie deutet an, dass Jacob Cornelisz. zu Lebzeiten einen hohen Ruf in Amsterdam und der weiteren Umgebung genossen hat. Cornelisz. erhielt Kommissionen zur Darsteller religiöser Szenen, aber auch weltliche Aufträge etwa zu Porträts, was einen Wandel der Stellung des Künstlers weg von der Abhängigkeit von rein kirchlichen Auftraggebern am Ausgang des Spätmittelalters andeuten kann. Seiner Biographie ist zu entnehmen, dass viele der religiösen Werke Cornelisz’ im Verlauf der Reformationsunruhen verloren gingen.

Der Maler Dirck Jacobsz. war sein Sohn; ein Enkel war der Maler Cornelis Anthonisz.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemälde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Noli me tangere (Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner), 1507. Museum Schloss Wilhelmshöhe, Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel
  • Kreuzigung, 1507. Privatbesitz
  • Hieronymus-Retabel, 1511. Kunsthistorisches Museum, Wien
  • Die Mystische Ehe der Heiligen Katharina, 1510–1515. Nationale Galerie der Kunst, Washington
  • Das jüngste Gericht, 1518. Neunteilige Gewölbemalerei auf Holz über dem Chorschluss der Grote Kerk in Alkmaar
  • Salome, 1524. Rijksmuseum, Amsterdam
  • Saul und die Frau (Hexe) von Endor, 1526. Rijksmuseum, Amsterdam
  • Selbstportrait, 1533. Historisches Museum, Amsterdam (Leihgabe des Amsterdamer Rijksmuseum)
  • Geburt Christi (Rückseite: Die hll. Laurentius und Katharina), Kunstmuseum Basel (Bachofen-Burckhardt-Stiftung)

Holzschnitte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Besonders hervorzuheben sind seine zwei Serien zur "Passion Christi": Die "Große runde Passion" von 1511–1514, welche in vier Auflagen erschien, die letzte 1651 in Brüssel bei Johannes Mommaert und die "Kleine Passion" von 1520. Die Einzelblätter sind nicht auffällig groß aber zu einem Tableau zusammengefügt, bildet die "Kleine Passion" einen über drei Meter langen Fries und die "Große runde Passion" eine 80 cm mal 180 cm große Bilderwand.[4][5]

Stilistische Einflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cornelisz. knüpft noch an die Altniederländische Malerei an. Er wird von einigen Kunsthistorikern als der letzte größere niederländische Maler gesehen, der noch nicht den neuen Stil der italienischen Renaissancemalerei übernahm.[6] Er war wohl ein Nachfolger oder vielleicht sogar Schüler des Geertgen tot Sint Jans aus Haarlem, arbeitete selbst aber dann wohl in Amsterdam. In Art und Weise der Komposition der Bilder scheint ein Einfluss des Lucas van Leyden sichtbar, auch eine Verbindung zum noch nicht identifizierten Meister der Figdorschen Kreuzabnahme wird gelegentlich vermutet. Bei seinen Holzschnitten und deren altertümlichen, traditionellen Erzählweise besteht bis heute die Auffassung, dass Cornelisz. mit dem Werk Albrecht Dürers vertraut war.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mechthild Modersohn: Das Hieronymus-Retabel aus Stendal und die Schönbecksche Stiftung. In memoriam Lisa Schürenberg. In: Die Altmark von 1300 bis 1600. Eine Kulturregion im Spannungsfeld von Magdeburg, Lübeck und Berlin, hrsg. von Jiří Fajt, Wilfried Franzen und Peter Knüvener, Lukas Verlag, Berlin 2011, S. 384–394.
  • Ludwig Scheibler: Die Gemälde des Jacob Cornelisz von Amsterdam, in: Jahrbuch der Preußischen Kultursammlungen, Bd. 3, 1882 S. 13–29
  • Joseph Eduard WesselyCornelisz, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 482.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jacob Cornelisz. van Oostsanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Noli me tangere (Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner), 1507. Gemäldegalerie Kassel (Museum Kassel)
  • Geburt Christi (Rückseite: Die hll. Laurentius und Katharina), Kunstmuseum Basel (Bachofen-Burckhardt-Stiftung)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K. Steinbart: Die Tafelgemälde des Jacob Cornelisz von Amsterdam. In: Studien zur Deutschen Kunstgeschichte. Heft 221 (1922) S. 143
  2. K. van Mander: Het schilder-boeck. Haarlem 1604, fol. 206r/207v nach dem Faksimile der Erstausgabe von Davaco Publishers, Utrecht 1969
  3. F. Bruillot: Dictionaire des Monogrammes, Bd. 1, München 1832, N. 19
  4. a b C. Möller: Jacob Cornelisz. van Oostsanen und Doen Pietersz. Studien zur Zusammenarbeit zwischen Holzschneider und Drucker im Amsterdam des frühen 16. Jahrhunderts. Niederlande-Studien, Band 34, Waxmann, Münster 2005, S. 11
  5. Christian Feraud in: Mit den Gezeiten. Frühe Druckgraphik der Niederlande. Katalog der frühen niederländischen Druckgraphik in der Sammlung des Dresdener Kupferstich-Kabinetts. Imhof, 2013, S. 134
  6. Jacob Cornelisz. In: Catholic Encyclopedia, Robert Appleton Company, New York 1913.